Sturm

Sturm

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Sturm [ʃtʊrm], der; -[e]s, Stürme ['ʃtʏrmə]:
1. heftiger, starker Wind:
ein furchtbarer, verheerender Sturm; ein Sturm kommt auf; der Sturm wütet, tobt, wühlt das Meer auf, hat viele Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, hat sich gelegt, lässt nach, flaut ab, fegt über das Land; bei/in Sturm und Regen draußen sein; die Schiffe kämpften gegen den, mit dem Sturm; die Fischer waren in einen Sturm geraten.
Syn.: Orkan.
Zus.: Frühlingssturm, Gewittersturm, Herbststurm, Schneesturm.
2. heftiger, schnell vorgetragener [den Gegner überrumpelnder] Angriff:
eine Festung im Sturm nehmen; den Befehl zum Sturm auf die Stadt geben; zum Sturm blasen.
Syn.: Attacke, Überfall.
3. heftiger Andrang, Ansturm:
beim Ausverkauf setzte ein Sturm auf die Geschäfte ein.
Syn.: Run.
4. Gesamtheit der Stürmer oder Stürmerinnen einer Mannschaft:
der Sturm der Nationalelf; die Mannschaft verlor das Spiel, weil der Sturm versagt hatte; im Sturm spielen.

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stụrm 〈Adj.; alem.〉 verworren, schwindlig

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Stụrm , der; -[e]s, Stürme [mhd., ahd. sturm]:
1. sehr heftiger, starker Wind:
ein heftiger, verheerender S.;
der S. wütet, tobt, wühlt das Meer auf, hat viele Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, hat sich gelegt, flaut ab;
der S. erreichte Orkanstärke;
eisige Stürme heulten, pfiffen um das Haus;
bei/in S. und Regen draußen sein;
Ü ein S. der Begeisterung;
im S. der Gefühle;
S. im Wasserglas (große Aufregung um eine ganz nichtige Sache; nach frz. tempête dans un verre d'eau, einem Ausspruch des frz. Staatstheoretikers Montesquieu [1689–1755]).
2. heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen:
eine Festung im S. nehmen;
den Befehl zum S. auf die Stadt geben;
zum S. blasen;
Ü ein S. (Ansturm) auf die Geschäfte;
eine Frau, das Herz einer Frau im S. erobern;
S. läuten/klingeln/schellen (mehrmals hintereinander laut klingeln b; urspr. = die Sturmglocke läuten);
gegen etw. S. laufen (gegen etw. Geplantes heftig protestieren, ankämpfen).
3.
a) (Sport) Gesamtheit der Stürmer:
der S. der Nationalelf;
b) das Stürmen (4 b); Angriffsspiel vor dem gegnerischen Tor:
im S. zu drucklos spielen.
4. <o. Pl.> (österr.) in Gärung übergegangener Weinmost; Federweißer.

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I
Sturm,
 
1) Geophysik: erdmagnetische Stürme.
 
 2) Meteorologie: Wind der Stärke 9-11 nach der Beaufort-Skala (20,8-32,6 m/s), zwischen Sturm (9), schwerem Sturm (10) und orkanartigem Sturm (11) unterschieden. Auf Land führt Sturm zu Schäden an Bäumen und Gebäuden, auf See zu hohen Wellenbergen, wobei die Sicht durch Gischt vermindert wird. In Mitteleuropa geben die Wetterdienste Sturmwarnungen aus, in Deutschland durch den Deutschen Wetterdienst für die Seegebiete von Nord- und Ostsee und für die großen Seen im Binnenland.
 
 
 
G. Berz: Stürme. Ursachen, Erscheinungsformen u. Schadenwirkungen, in: Geograph. Rundschau, Jg. 37 (1985);
 A. B. C. Whipple: Stürme (a. d. Engl., Amsterdam 101990).
 
 3) Militärwesen: heftiger, schnell vorgetragener Angriff (zumeist der Infanterie) mit dem Ziel, die gegnerische Verteidigung zu durchbrechen.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Naturkatastrophen: Dürre, Stürme, Hochwasser
 
 
 4) Weinbereitung: in Österreich Bezeichnung für Federweißer.
 
II
Stụrm,
 
1) Anton, Bildhauer, * Faggen (bei Landeck, Tirol) 30. 5. 1690, ✝ Füssen 25. 10. 1757; seit 1717 in Füssen nachweisbar. Er schuf u. a. 16 Kaiserfiguren für den Kaisersaal der Benediktinerabtei Ottobeuren (1724-27) und die Gestalten der vier Kirchenväter in der Wies (1753-54).
 
 2) Jacques Charles François, schweizerischer Mathematiker, * Genf 15. 9. 1803, ✝ Paris 18. 12. 1855; Professor an der École Polytechnique in Paris (1840), später auch an der Sorbonne. 1829 veröffentlichte Sturm den heute nach ihm benannten Satz über die Anzahl der Nullstellen eines Polynoms zwischen zwei vorgegebenen Grenzen. Die von ihm in Anknüpfung an M. Rolle verwendete Methode der sturmschen Ketten fand auch in der modernen Logik Verwendung. Weitere wichtige Beiträge lieferte Sturm zur Theorie der Differenzialgleichungen (Sturm-Liouville-Theorie).
 
 3) Jakob Sturm von Stụrmeck, Jurist, * Straßburg 10. 8. 1489, ✝ ebenda 30. 10. 1553. Seit 1524 Ratsherr in Straßburg, gehörte Sturm über Jahrzehnte zu den führenden protestantischen Staatsmännern seiner Zeit. Er war maßgeblich an der Einführung der Reformation in Straßburg beteiligt, das er in allen wichtigen Religionsgesprächen und politischen Konferenzen sowie Reichstagen vertrat. Seit 1526 war er Führer der Reichsstädte. 1530 übergab er auf dem Augsburger Reichstag die von ihm mitverfasste »Confessio tetrapolitana«. Bei der Bildung des Schmalkaldischen Bundes (1531) spielte er eine führende Rolle.
 
 4) Johannes, Pädagoge und evangelischer Theologe, * Schleiden 1. 10. 1507, ✝ Straßburg 3. 3. 1589; lehrte als Magister ab 1529 klassische (alte) Sprachen in Paris; von J. Sturm von Sturmeck berufen, gründete und leitete er ab 1538 in Straßburg ein protestantisches Gymnasium, das durch Erziehungsideal und Schulordnung im Sinne des Humanismus bald weiten Einfluss gewann. Aus einem hinzugefügten akademischen Oberkurs ging 1566 eine Akademie, 1621 die Universität hervor.
 
 
F. Paulsen: Gesch. des gelehrten Unterrichts. .., 2 Bde. (31919-21, Nachdr. 1965).
 
 5) Leonhard Christoph, Mathematiker und Architekturtheoretiker, * Altdorf bei Nürnberg 5. 11. 1669, ✝ Blankenburg (heute Bad Blankenburg) 6. 6. 1719; Professor für Mathematik in Wolfenbüttel (ab 1694) und Frankfurt/Oder (1702-11), danach Baudirektor in Schwerin und 1719 im Dienst des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Ausgehend von den architekturtheoretischen Ausführungen des Mathematikers Nikolaus Goldmann (* 1611, ✝ 1665) entwickelte Sturm in seinen Schriften eine auf die klassisch-antike Architektur zurückgehende Auffassung des Barock, die besonders den protestantischen Kirchenbau in Norddeutschland beeinflusste.
 

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Stụrm, der; -[e]s, Stürme [mhd., ahd. sturm, wahrsch. zu ↑stören u. eigtl. = Verwirrung, Unruhe, Tumult]: 1. sehr heftiger, starker Wind: ein heftiger, furchtbarer, verheerender S.; ... als das Wetter sich plötzlich änderte, ... ein heulender S. losbrach (Musil, Mann 1522); ein S. kommt auf; der S. wütet, tobt, wühlt das Meer auf, hat viele Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, hat sich gelegt, lässt nach, flaut ab, ist vorüber, fegt über das Land; der S. erreichte Orkanstärke; eisige Stürme heulten, pfiffen um das Haus; bei/in S. und Regen draußen sein; die Schiffe kämpfen gegen den, mit dem S.; die Fischer waren in einen S. geraten, suchten vor dem S. Schutz im Hafen; Ü ein S. der Begeisterung, des Protests brach los; schon 1778 hat jener soziale S. in Frankreich begonnen, der selbst über die Klostermauern schlägt (St. Zweig, Fouché 7); schon manchen S. erlebt, überstanden haben; im S. der Gefühle erschauern; er war erprobt in den Stürmen des Lebens; ... gelten selbst deutsche Unternehmen wieder als fit für den internationalen Wettbewerb: Die Exporte florieren trotz des -s (der Wirtschaftskrise) in Fernost, die Profite vieler Unternehmen haben ... kräftig zugelegt (Woche 2. 1. 98, 13); *ein S. im Wasserglas (große Aufregung um eine ganz nichtige Sache; nach frz. tempête dans un verre d'eau, einem Ausspruch des frz. Staatstheoretikers Montesquieu [1689-1755]). 2. heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen: dabei hat er ... den berühmten S. auf Belgrad geleitet (Bergengruen, Rittmeisterin 339); eine Festung im S. nehmen; den Befehl zum S. auf die Stadt geben; zum S. blasen; Ü beim Ausverkauf setzte ein S. (Ansturm) auf die Geschäfte ein; eine Frau, das Herz einer Frau im S. erobern; im S. hat er die Zuhörer für sich eingenommen (die Herzen waren ihm zugeflogen); *S. läuten, klingeln, schellen (mehrmals hintereinander laut ↑klingeln b; urspr. = die Sturmglocke läuten): Ich klingle S. an der Haustür, habe keine Lust meinen Schlüssel im Rucksack zu suchen. (Straessle, Herzradieschen 16); gegen etw. S. laufen (gegen etw. Geplantes heftig protestieren, ankämpfen). 3. a) (Sport) Gesamtheit der Stürmer: der S. der Nationalelf; Im Generalangriff der zweiten Halbzeit versagte dann der S., der planlos und hektisch angriff und sich ... um die besten Chancen brachte (Welt 10. 5. 65, 17); im S. spielen; b) das Stürmen (4 b); Angriffsspiel vor dem gegnerischen Tor: im S. zu drucklos spielen; auf S. (offensiv) spielen. 4. <o. Pl.> (österr.) in Gärung übergegangener Weinmost; Federweiße: Nach der Weinlese erhält man in Wien den aus Trauben gepressten süßlichen „Most“ und etwas später den schon gärenden (und in seinem Alkoholgehalt oft unterschätzten) „Sturm“ (Polyglott Wien, 89); ... weil die Lehrlinge seit Tagen nur S. trinken (Zenker, Froschfest 198). 5. (nationalsoz.) Gliederung, Einheit nationalsozialistischer Organisationen: ... in Kassel, wohin sie im Juli zogen, da dort der „Standort“ des -s war, den Vater befehligte (Härtling, Hubert 19); Klaus Mähnert, der SA-Mann, ist gesprächiger: „Mensch, du kommst in meinen S.!“ (Bieler, Bär 42).

Universal-Lexikon. 2012.

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